ADS/ADHS bei Erwachsenen
Noch zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit in den 90er Jahren herrschte weitgehend die Meinung vor, eine Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung wachse sich im Jugendalter aus. Mittlerweile ist durch eine Vielzahl von Studien klar geworden, dass dies nur bei rund einem Drittel aller betroffenen Kinder der Fall ist.
Wie macht sich eine Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter bemerkbar?
Organisation/Denkstruktur
- Fehlendes Zeitgefühl, Verspätungen und Hektik vor Terminen
- Langweilige Alltagsaufgaben werden auf die lange Bank geschoben oder gar nicht erledigt.
- Auffällige Unordnung oder Überkompensation durch zwanghaften Perfektionismus
- Desorganisation - vor allem, wenn mehrere Aufgaben gleichzeitig anstehen
Aufmerksamkeitsstörung
- Unbeständiges Arbeiten mit unerklärlichen Einbrüchen
- Vergessen von Aufgabenteilen mit unvollständigen Arbeitsergebnissen
- Fehlende Aufmerksamkeit, besonders in Gruppensituationen
- Leseunlust aufgrund von Verständnisschwierigkeiten für den Gesamtinhalt
Arbeitsgedächtnis
- Vergesslichkeit, kann Erinnerungen nicht abrufen, z.B. "Ich weiß es, kann es aber nicht sagen."
- Ablenkbarkeit
- Flüchtigkeitsfehler, Verdrehen von Buchstaben und Telefonnummern
- Der Betroffene führt ständig Terminkalender, Karteikarten, Notizbücher und Zettel mit sich.
Geringe Stress- und Frustrationstoleranz
- Übertriebenes Ruhebedürfnis bei Überforderung
- Probleme, sich auf neue Situationen einzustellen
- Andauerndes Grübeln, auch mit Einschlafstörungen
Suchtverhalten /hochgradige Stimulierungen (Suche nach dem Adrenalin-Kick)
- Versuch, die Leistungsfähigkeit durch Konsum von Schokolade, Kaffee, Cola, Energydrinks und Nikotin zu steigern
- Versuch der "Eigenbehandlung" der inneren Anspannung mit Alkohol, Cannabis oder Kokain
- Riskante Verhaltensweisen (Autofahren oder auch Straftaten, Risikosportarten)
Hohe Impulsivität
- Stimmung und Leistung sind besonders stark von äußeren Faktoren abhängig
- Temperamentsausbrüche in jede Richtung
- Erst handeln, dann denken
- Provokation anderer
- Erhöhte Unfallneigung
- Missachtung von Regeln, Gesetzen, Vorschriften
- Kann sich schlecht bremsen: Kaufrausch, riskantes Autofahren etc.
Überaktivität/Unfähigkeit zur Entspannung
- Innere Ruhelosigkeit (Getriebenheit), z.T. körperlicher Bewegungsdrang (viel Sport)
- Kann nicht stillsitzen
- Starker Rededrang, Abschweifen vom Thema, schwer zu unterbrechen
- Unbehagen bei Langeweile und Ruhesituationen, Flucht in Aktivitäten
ADHS bei Frauen
Frauen leiden deutlich seltener als Männer unter ADHS und zeigen auch ein etwas anderes Beschwerdebild. Deshalb wird die Störung bei Frauen zu selten erkannt. Erwachsene Frauen fallen durch eine sehr selbstunsichere, ängstliche Persönlichkeit mit einer starken Neigung zu Depressionen auf.
Wenn Sie das Gefühl haben, von ADS oder ADHS betroffen zu sein, wenden Sie sich gern an mich. Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die über diesen speziellen Gehirnstoffwechsel verfügen.
Sehr wichtig ist mir, bewusst zu machen, dass mit ADS/ADHS auch eine ganze Reihe von Stärken verbunden ist, z.B. kreatives Denken. Es macht mir Freude, gemeinsam mit Ihnen Strategien zu entwickeln, die Herausforderungen dieser Symptomatik zu bewältigen und Ihre Potenziale bestmöglich auszunutzen.